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Die Weihnachtswünsche des kleinen Nimmersatt, Heinrich Seidel
Zum Weihnachten, Theodor Storm
Der Pfefferkuchenmann Erika Enge
Der Stern, Wilhelm Busch
Tannengeflüster von James Krüss

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Tannengeflüster

Wenn die ersten Fröste knistern
in dem Wald bei Bayrisch-Moos,
geht ein wispern und ein flüstern
in den Tannenbäumen los,
ein Gekicher und Gesumm,
ringsherum

Eine Tanne lernt Gedichte,
eine Lerche hört ihr zu.
Eine dicke alte Fichte
sagt verdrieslich: gebt doch Ruh!
Kerzenlicht und Weihnachtszeit
sind noch weit!

Vierundzwanzig lange Tage
wird gekräuselt und gestutzt
und das Wäldchen ohne Frage
wunderhübsch herausgeputzt.
Wer noch fragt: Wieso? Warum? -
der ist dumm.

Was das Flüstern hier bedeutet
weiß man selbst im Spatzennest:
Jeder Tannenbaum bereitet
sich nun vor aufs Weihnachtsfest.
Denn ein Tannenbaum zu sein:
das ist fein!

James Krüss

 

 

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Zum Weihnachten

Mit Märchen

Mädchen, in die Kinderschuhe
Tritt noch einmal mir behend!
Folg mir durch des Abends Ruhe,
Wo der dunkle Taxus brennt.

Engel knien an der Schwelle,
Hütend bei dem frommen Schein;
Von den Lippen klingt es helle:
Nur die Kindlein gehen ein!

Doch du schaust mich an verwundert,
Sprichst: »Vertreten sind die Schuh;
Unter alt vergeßnem Plunder
Liegt die Puppe in der Truh'.«

Horch nur auf! Die alten Märchen
Ziehn dich in die alte Pracht!
Wie im Zauberwald das Pärchen
Schwatzen wir die ganze Nacht.

Von Schneewittchen bei den Zwergen,
Wo sie lebte unerkannt
Und war hinter ihren Bergen
Doch die Schönst' im ganzen Land.

Von Hans Bärlein, der im Streite
Einen Riesenritter schlug,
Der die Königstochter freite,
Endlich gar die Krone trug.

Von dem Dichter auch daheime,
Der ein Mädchen, groß und schlank,
Durch die Zauberkraft der Reime
Rückwärts in die Kindheit sang.

Theodor Storm

 

 

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Der Pfefferkuchenmann

Er ist nicht mal aus Afrika
und doch so braungebrannt.
Wo kommt er her? Ich dacht mir's ja:'
aus Pfefferkuchenland!
Hat Augen von Korinthen
und Mandeln drum und dran.

Wie schön ihn alle finden -
den Pfefferkuchenmann!

Er freut sich auf den Weihnachtsbaum,
da möcht er drunterstehn.
Den Lichterglanz - er glaubt es kaum -,
den will er sich besehn,
mit Augen von Korithen
und Mandeln drum und dran.
Wie herrlich wird er's finden -
der Pfefferkuchenmann!

Wär ich nur nicht solch Leckerschnut
und könnte widerstehn,
dann wär ja alles schön und gut,
wär alles gut und schön.
Wie wohl Korinthen schmecken?
Sind Mandeln ein Genuss?
Ich will ganz schnell mal lecken
am süßen Zuckerguss.

Und steht der Baum im Kerzenlicht,
und ist es dann soweit -
da fehlt doch wer, der sieht das nicht,
nun tut's mir selber leid.
Vernascht sind die Korinthen, die Mandeln drum und dran ...

Er ist nicht mehr zu finden -
der Pfefferkuchenmann.

Erika Enge

 

 

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Der Stern

Hätt einer auch fast mehr Verstand
als wie die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wär wohl nie
dem Sternlein nachgereist wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
Des Wundersternes von dazumal.

Wilhelm Busch

 

 

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Die Weihnachtswünsche
des kleinen Nimmersatt

von Heinrich Seidel

Am meisten wünsch ich mir ein Pferd
zum Schaukeln und zum reiten
und eine Rüstung und ein Schwert
wie aus den Ritterzeiten

Drei Märchenbücher wünsch ich mir
und Farben auch zum malen,
und Bilderbogen und Papier
und Gold- und Silberschalen.

Ein Domino, ein Lottospiel,
ein Kasperletheater
auch einen neuen Peitschenstiel
vergiß nicht, lieber Vater!

Ein Zelt und sechs Kanonen dann
und einen neuen Wagen,
und ein Geschirr mit Schellen dran,
beim Pferdespiel zu tragen.

Mir fehlt - ihr wißt es sicherlich -
gar sehr ein neuer Schlitten,
und auch um Schlittschuh möchte ich
noch ganz besonders bitten.

Und weiße Tiere auch von Holz,
und farbige von Pappe,
und einen Helm mit Federn stolz
und eine neue Mappe.

Ein Perspektiv, ein Zootrop,
´ne magische Laterne,
ein Brennlas, ein Kaleidoskop -
dies alles hätt ich gerne.

Auch einen großen Tannenbaum,
dran hundert Lichter glänzen;
mit Marzipan und Zuckerschaum
und Schokoladenkränzen.

Doch dünkt dies alles euch zuviel,
und wollt ihr daraus wählen,
so könnte wohl der Peitschenstiel
und auch die Mappe fehlen"

Als Hänschen so gesprochen hat,
sieht man die Eltern lachen:
"was willst du kleiner Nimmersatt,
mit all den vielen Sachen?!"

Wer so viel wünscht -der Vater spricht´s-
bekommt auch nicht ein Achtel!
Der kriegt ein ganz kleinwenig nichts
in einer Dreierschachtel!"

 

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