Weihnachtskarton mit Erinnerungswerten
Weihnachtskarton mit Erinnerungswerten Es ist seltsam: Ab Mitte November stelle ich bei mir eine leise Ungeduld fest, denn draußen wird es dann kalt und ungemütlich, der Garten hat sich zu einem Winterschläfchen eingemummelt und mir fehlt das Licht und die warmen Farben der wärmeren Jahreszeiten. Die Zeit vergeht denke ich obwohl in diesen Augenblicken steht sie für mich gerade still. Da hole ich schon das nächste Stückchen Weihnachtserinnerung aus dem Karton. Es ist die kleine Weihnachtspyramide. Nicht eine gewöhnliche, nein eine, die sich damals vor 20 Jahren mein älterer Sohn ausgesucht hat. Wir fuhren an einem kalten Adventstag in eine schöne, vielen wohlbekannte, Stadt am Neckar. Die Kälte war als Nebelmantel über dem Wasser zu sehen und das Schloss bot einen märchenhaften Anblick, überzuckert mit Schnee und frostig klar. Ich lief mit dem vermummten kleinen Schatz an der Hand in die Hauptstrasse des Städtchens, das so langsam erwachte .Er schaute auf die dekorierten Schaufenster fragte und fragte, wie nur ein Kind fragen kann und ich war genau so begeistert wie er von den vielen Spielsachen, den Wunderautos, den unwiderstehlichen Traktoren mit Anhänger, von dem ganzen Weihnachtszauber der uns gepackt hatte. Da sieht er plötzlich ein Schaufenster mit Weihnachtspyramiden, den kleinen liebevoll geschnitzten und bemalten Figuren aus Holz und den Nussknackern, die wie Soldaten die keinen Krieg kennen in Reih und Glied standen und lächelten. Mein Sohn wusste schon damals immer genau was er wollte und er zieht mich mit fester kleiner Hand in das alte Ladengeschäft. Verwundert entdeckte ich wie fasziniert er von diesen kunsthandwerklichen Dingen ist und wie vorsichtig er sich bewegte um ja nicht an die vielen Regale zu stoßen, die diese ganze Pracht ausstellte. Um so größer war dann seine Freude als er sich diese kleine Pyramide aussuchen durfte. Nikolaus mit Engelsschlitten, die ich da aus der Originalverpackung: Erzgebirge hole, um sie ihm auch in diesem Jahr auf Schreibtisch zu stellen. Weiter geht die Reise, denke ich mir und hole den Jutesack heraus in dem 24 kleine Schafe und ein Schäfer verborgen sind. Die Schafe sind aus weißer, fester Pappe ausgeschnitten und dick mit flockiger Schurwolle beklebt. Auch der Schäfer ist aus Pappe und hat Kleider aus Filz angezogen bekommen. Es ist eine Bastelei, die mein jüngerer Sohn zusammen mit mir gemacht hat. Auch das ist nun schon einige Jahre her, denn er ist ja schon fast erwachsen wie er meint. Er war kein geduldiger Bastler. Nein, diese Schafe hatten ihn damals etwas genervt denn manche sind sehr dick beklebt und manche haben wohl die Schafschur gerade hinter sich. Auch drei schwarze Schafe sind dabei und ich muss heute noch lachen als er die unbehandelte dunkelbraune Wolle aufklebte und meinte die dunklen gefallen mir besser, ich will sie nicht alle weiß.. Ja, er war schon immer ein humorvoller Bursche der mich bis heute noch jeden Tag zum Lachen bringt, wenn er mein Aufräumbegehren raffiniert mit einem trockenen Witz kontert um mir den Wind aus den Segel zu nehmen. Ganz unten in dem Karton finde ich dann meinen goldenen Weihnachtsschmuck, denn ich mag am liebsten die Farben Rot und Gold zum Weihnachtsfest. Auch die Weihnachtswichtel und Nusswiegen liegen sorgfältig aufgehoben in einer abgegriffenen mit Sternen beklebten Schachtel. Sie sind noch übrig von einer ganzen Menge, die ich in den letzten Jahren meinen Freunden und Bekannten zur Adventszeit mitbrachte. Der Weihnachtserinnerungskarton birgt natürlich noch viel mehr solcher kleinen Überraschungen aber die Kerze, die mir geleuchtete hat, während ich auf dem Teppich kniend meine Reise in die Vergangenheit antrat, ist fast herunter gebrannt . Für heute soll es gut sein, denke ich und gehe in die warme Küche, die nach Plätzchen und Gewürzpunsch duftet, um mir davon etwas zu holen.
Auszug aus meiner Geschichte: Kindheitsweihnacht ... „Später liefen wir zur Kirche und waren mitten in der heiligen Geschichte. Ich liebte es bei den traditionellen Krippenspielen mitzumachen. Nun war ich schon dreimal ein Engel gewesen… ein Engel mit ganz langem schwarzem Haar, mit einem gebastelten goldenen Reifen mit Stern in der Stirn, und wallendem weißem Gewand. Auf beiden Seiten des Altars stand eine dreistufige breite Standleiter, eine Engelsleiter. Meine Cousins waren genau so oft Hirten. Mit tief in das Gesicht gezogenen großen Hüten und riesigen Hirtenstäben, Haselnussstecken. Dann erhellte der imposante Lichterbaum den Raum. Wir alle waren die Heilige Familie und feierten das Fest der Freude. Auch viele Jahre später noch habe ich diese wirklich große Gemeinsamkeit der Freudenfeier im Weihnachtsgottesdienst gespürt, wie ein aufflackern eines wundersamen Gefühls das mein Herz wärmt. Oft aber, habe ich dieses Gefühl vermisst, suchte es und fand es nicht, oder nur für einen kurzen kostbaren Moment. Die Sorgenwelt und die vorweihnachtliche Unruhe des Erwachsen seins standen dazwischen. Dann liefen wir nach Hause. Nach Hause in die heimelige Küche im alten Bauernhaus. Heute weiß ich, die kleinen Geschenke waren für uns Kinder nur Nebensache. Die Hauptsache war dieses geborgene, freudige Gefühl eingebettet in die Menschen die wir liebten. Margit, mit warmherziger Erinnerung.20.12.2003
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